Unser Törn an der Amalfiküste – Ein Bericht vom Boot „Cicerenella“

Dieses Jahr ging der jährliche Segeltörn des YCP an die Amalfiküste. Dorthin, wo bunte Häuser an Berghängen stehen, die Zitronen reifen und uns Heidi ihren Tom in den Hafen der Ehe führte. Die gesamte Organisation hatte, mal wieder, Hans übernommen, so dass auch dieses Jahr die gesamte Reise perfekt vorbereitet war. Segelfreunde für 3 Crews hatten sich angemeldet und in Ihren Vorbereitungstreffen die individuelle Reiseplanung abgestimmt.

Leider haben es dann doch nicht alle auf das Schiff geschafft. Auch dieses Jahr hat uns Corona wieder einmal geärgert, so dass kurzfristig dann doch Teilnehmer ausfielen.

Da der Ausgangspunkt unseres Törns Procida, eine Insel im Golf von Neapel, war, hat sich die Anreise via Flugzeug von Düsseldorf nach Neapel angeboten. Bei früheren Törns war der erste Tag vollgepackt war mit Anreise, Transfer zum Hafen, Bootsübernahme, Proviant bunkern, etc. Dieses Jahr haben alle Segler mind. einen Tag Puffer zwischen Anreise und Bootsübernahme eingeplant, so dass einerseits Zeit war, sich ein wenig Neapel bzw. Procida anzusehen und andererseits der Tag der Bootsübernahme recht entspannt verlief.

Tag 1 (Fr.) – Anreise

Da sich eine Crew vor dem Törn noch Neapel ansehen wollte, sind am Freitag die beiden Crews gemeinsam von Düsseldorf aus Richtung Procida gestartet. Nach etwas mehr als zwei Stunden Flugzeit haben uns am Flughafen Neapel zwei Großraumtaxen erwartet. Nach dem Segler und Gepäck verstaut waren, fuhren wir zum Porto di Pozzuoli, um dort die Fähre nach Procida zu nehmen. Die 30-minütige Fahrt kann man als „interessant“ bezeichnen. Alle Klischees über das Autofahren in Italien wurden erfüllt. Verkehrsregeln und -zeichen gelten hier eher als grobe Handlungsempfehlung und wer hupt hat Recht. Die Vorfahrtsregeln richten sich nach Größe und Geschwindigkeit des Autos, sowie der Nervenstärke des Fahrers. Frei nach dem Motto „Wer bremst verliert“. Dennoch sind wir alle heil an der Fahre angekommen und so konnten wir die ersten Meilen im Golfo di Neapel zurücklegen.

Auf Procida angekommen, ging es zunächst zu den jeweils individuell gebuchten Unterkünften und dann auf Erkundungstour über die Insel.

Mit einer Fläche von 4,1 km2 ist eher überschaubar. Äußerst praktisch: Kleinbusse kreisen kontinuierlich über die Insel und sind kostenlos. So kann man jederzeit entscheiden, dass man keine Lust mehr zum Laufen hat und sich vom Bus mitnehmen lassen.

Abends hat unsere Crew dann in der Marina di Corricella ein wunderbares Abendessen genossen und den ereignisreichen Tag ausklingen lassen.

Tag 2 (Sa.) – Bootsübernahme auf Procida (Porto Marina die Procida – N40°45.987′ E14°01.874′)

Nach einem typisch „italienischen“ Frühstück mit Schokocroissant und Espresso (Klugschnackerwissen: Einen Espresso bekommt man, wenn man einen „Caffè“ bestellt) / Cappuccino ging es dann zum Vercharterer (Sunsail). Die Bootsübergabe verlief wie geplant. Unsere Flotte bestand aus der Cecile (Sun Odyssey 40 – 2015), der Theresa (Oceanis 41.1 – 2019) und unserer Cicerenella (Sun Odyssey 440 – 2019). Die Boote waren allesamt soweit gut in Schuss.

Während die eine Hälfte der Cicerenella Crew das Boot gecheckt hat, ist die andere Hälfte Proviant einkaufen gegangen. Dieser wurde dann auch per Bollerwagen ans Boot geliefert, so dass das Tragen von Getränken und co. erfreulicherweise ausgefallen ist. Dazu wäre es auch recht warm gewesen. Apropos Wetter: Wohin gegen es in Deutschland schon recht kalt war, war es während des gesamten Törns lang schön warm. Der Pulli wurde, wenn überhaupt, erst abends rausgeholt.

Nach dem obligatorischen Skipperbriefing im Büro des Vercharterers, bei dem die unterschiedlichen Zielgebiete und Naturschutzzonen besprochen wurden, wollten wir eigentlich mit unserem neuen Zuhause einmal raus aus dem Hafen und ein paar Schläge fahren. Das Boot kennenlernen, als neue Crew ein paar Manöver fahren und endlich wieder Segelfeeling auf dem Dickschiff statt auf der Jolle; das war der Plan. Leider frischte da der Wind auf und Windfinder prognostizierte 6 Beaufort für den Nachmittag. Definitiv zu viel für eine nicht eingespielte Crew auf einem unbekannten Boot. Somit sind wir im Hafen geblieben und haben uns so einen schönen Nachmittag gemacht.

Nach dem Briefing gab es dann die eigene Skipperbesprechung, in der mit den aktuellen Infos zu möglichen Zielen und den Wettervorhersagen der Törn abgestimmt wurde.

Aufgrund der vorhergesagten Windverhältnisse wurde der gesamte Törn kurzerhand umgeplant. Die ursprüngliche Planung hätte zu viel Kreuzen bedeutet und so wurde spontan die Insel Ventotene als erstes Ziel in die Routenplanung aufgenommen. Ischia, Capri und die Amalfiküste mit Ihren schönen Städtchen Positano und Amalfi standen weiterhin auf unserem Programm.

Abends wurde dann an Board gekocht. Es gab Risotto a la Merle und frisch von Hans ausgenommene Dorade! Lecker! Das Essen und ein bisschen Wein sorgten für die nötige Bettschwere für die erste Nacht an Board.

Tag 3 (So.) – Ziel Ventotene (Porto Nuavo – N40°48.105′ E13°26.020′ – 27 sm)

Punkt 08:45 Uhr wurde der Motor gestartet und keine 15 Minuten später, der Wind hatte über Nacht nachgelassen, die Segel gesetzt. Endlich ging es los! Mit der Sonne im Rücken und dem Wind im Segel waren wir auf dem Weg nach Ventotene.

Gegen 10:30 Uhr wurden dann spontan diverse „Sitzkissen über Board – Manöver“ gefahren. Verrückt wie schnell so ein Kissen, wenn es nicht gesichert wird, von Board gehen kann. Unter Motor, mit heruntergelassener Badeplattform und heldenhaften Einsatz des Bootshakens, wurde das Kissen dann wieder an Board geholt. Gut das Kissen schwimmen können! Nachdem die Segel wieder gesetzt waren, konnten wir ganz entspannt unseren Kurs nach Ventotene wieder aufnehmen.

Bevor es in den Hafen ging, haben wir vor der Ostküste der Insel einen Badestopp eingelegt. Das Meer war herrlich warm und die „Water Toys“ wurden zu Wasser gelassen. Immer im Blick: die Insel Isola di Santo Stefano mit Ihrem beeindruckenden Gefängnisbau.

Der gesamte Törn bestand aus dieser großartigen Mischung aus Segeln, Baden und Sightseeing. Jede Crew konnte selbst entscheiden, worauf sie am meisten Lust hatte. Die einen wollten mehr baden und die anderen mehr von den Inseln und Städten sehen. Es war auf jeden Fall für jeden etwas dabei.

Nach dem Anlegen im Porto Nuovo (der wirklich noch sehr Nuovo war) und dem obligatorischen Anleger, konnte eine neue Insel erkundet werden. Auffallend waren die bunten Lichterbögen, die anlässlich des 10-tägigem „Festa Patronale di Santa Candida“ überall in der Stadt angebracht waren. Mit großer Bühne, vielen Ständen, Musikgruppen und Feuerwerk hat die ganze Stadt, egal ob Jung oder Alt, bis in den nächsten Morgen auf dem Marktplatz ausgiebig gefeiert. Eine tolle Atmosphäre – erzeugt durch die italienische Lebensfreude.

Da Ventotene kein klassisches Ziel der Tagestouristen ist, war es hier auch eher ruhig und entspannt. Das sollte auf den anderen Inseln anders sein.

Tag 4 (Mo.) – Ziel Ischia (Porto Sant‘ Angelo – N40°41.729′ E13°53.667′ – 22 sm)

Wie auch schon an den Tagen zuvor war das Wetter wieder hervorragend. Mit zwei Windstärken und Kurs 110° konnten wir ganz entspannt wieder Richtung Ischia segeln. Einfach die Seele baumeln lassen und den Wind und die Wellen genießen. Vorbei an der felsigen Steilküste mit ihren Steinformationen wurde dann zirka 1,5 sm vor unserem Zielhafen ein Badestopp eingelegt. Nachdem das Dinghi zu Wasser gelassen wurde, ging es für die einen direkt ins Wasser und für die anderen zur Baia di Sorgeto. Dem einzigen Ort auf Ischia, wo man kostenlos in den vulkanischen Warmwasserquellen baden kann. Aber Vorsicht: Nicht im Wasser in unmittelbarer Nähe der Felswand baden, da dieses kochend heiß ist! Nach ca. 20 Minuten im warmen Wasser ging es wieder zurück zum Schiff und gut aufgewärmt wurde der Anker dann wieder gelichtet. Unter Motor sind wir dann zu unserem Zielhafen Porto Sant’Angelo gefahren. Das kleine Fischerdorf befindet sich in einer autofreien Zone. Nur Elektrokarren mit spezieller Genehmigung dürfen hier fahren. Vom Hafen aus geht es über eine kleine Straße, vorbei am Maronti Badestrand, in den Ortskern. Auch hier konnte man wieder durch die typisch engen, steilen Gassen schlendern und sich überraschen lassen, was einen hinter der nächsten Ecke überrascht. Der Cocktail auf der malerischen Piazza hat auch diesen Tag wunderbar ausklingen lassen.

Tag 5 (Di.) – Ziel Capri (Capri Marina – N 40°33’23“ – E 14°14’48“ – 22 sm)

Am Dienstag war frühes Aufstehen angesagt. Das Ziel lautet Capri und dort wollten wir nicht zu spät ankommen. Die Windvorhersage für den Vormittag war gut und so wurden gegen 06:00 Uhr die ersten Zähne geputzt, so dass wir dann um 08:30 Uhr die Segel setzen und Richtung Capri segeln konnten. Gute 3 – 4 bft. Wind und ein moderater Wellengang haben die Überfahrt wieder sehr entspannt gemacht. Auch wenn der Wind dann gegen Mittag wieder nachließ, war erneut ein schönes Segelerlebnis. In der Capri Marina hatten wir uns vorher via Internet angemeldet und Plätze reserviert. Man merkte schon vorher, dass Capri doch sehr auf Tourismus eingestellt ist. Das Einlaufen in den Hafen ist vor 15:00 Uhr verboten und die Liegegebühren sind ’sportlich‘ (190 € für ein 15m Boot in der Nebensaison). Ein Highlight der Insel ist natürlich die „Grotta Azzurra“. Spätestens durch die Heirat von uns Heidi und ihrem unerlaubten Badespaß in der Grotte, kennen nun auch die Deutschen die Höhle im Norden von Capri. Und wie das so ist mit Highlights, gibt es natürlich auch ganz viele Menschen, die sich das auch mal ganz persönlich anschauen möchten. Eine Unzahl von Menschen wartet auf Booten und an Land vor der Grotte, um dann irgendwann auf ein kleines Boot umzusteigen und einmal durch die Grotte gegondelt zu werden. Uns war es hier erstens definitiv zu voll und zweitens musste man sich, um überhaupt von einem kleinen Boot aufgenommen zu werden, mit einem der anderen Ausflugsboote von der Marina aus dort hinfahren lassen. Das war alles sehr aufwändig und so haben wir uns entschieden, uns lieber mehr Zeit für die Stadt Capri zu nehmen. Im Hafen angekommen waren zwei Dinge schnell klar:

Erstes: Wenn so viele Touristen in der Nebensaison einfallen, dann möchte man auf keinen Fall in der Hauptsaison hier sein. Und Zweitens: Capri ist nichts für den schmalen Geldbeutel. Wer Urlaub auf Capri macht, hat möglicherweise Sorgen, Geldsorgen sind es aber definitiv nicht.

Das Tolle aber ist, dass das Spazieren gehen, das Beobachten der Menschen, die aus allen Teilen der Welt nach Capri kommen, die Architektur der Häuser und der superschöne Ausblick von der Piazza Umberto aus auf die Küste, die Stadt und den Hafen kostenlos ist. Von dem Schweiß den mal verliert mal abgesehen, wenn man, wie wir, nicht die Zahnradbahn nimmt, um nach oben in die Stadt zu fahren, sondern zu Fuß den Berg besteigt.

An der Piazzetta di Capri im Straßencafé zu sitzen und sich das Gewusel der vorbeiziehenden Menschen anzusehen war ein Erlebnis. Abends haben wir uns dann für ein Restaurant am Hafen entschieden und lecker Pizza gegessen. Sobald die ganzen Tagestouristen mit den Fähren wieder die Insel verlassen haben, tritt augenblicklich eine Ruhe ein, die einen aufatmen lässt. Gegen Abend sind dann auch die Superyachten im Hafen eingelaufen, so dass wir auf dem Weg zu unserem Boot an den hell erleuchteten Salons, den stylischen Außendecks, den Unterwasserscheinwerfern und den auf dem Kai rauchenden Stewardessen und Stewards vorbeigelaufen sind. Wenn man dann nach so einem tollen Tag, mit Kulturbeutel und Handtuch unter dem Arm, zu den Waschräumen der Marina geht (wo der Glamorfaktor völlig überraschend nicht sehr hoch war) ist man auch ohne Megayacht glücklich.

Tag 6 (Mi.) – Ziel Amalfi (Stadthafen Amalfi – N 40°37’54“ – E 14°35’52“ – 17 sm)

Nachdem es gestern sehr früh los ging, haben wir uns am Mittwochmorgen etwas mehr Zeit gegönnt. Um kurz nach 10 Uhr hatten alle Boote abgelegt. Bei der Fahrt aus dem Hafen mussten wir uns ein wenig mehr konzentrieren als sonst, da schon unzählige Boote und die Fähren mit den Tagestouris rein beziehungsweise aus dem Hafen raus wollten. Nachdem wir alle das hektische Treiben hinter uns gelassen haben, ging es dann unter Segel Richtung Festland. Ziele waren heute Positano und die Namensgeberin der Küste, das Örtchen Amalfi.

Mit dem Blick auf den Vesuv, der vor dem fast wolkenfreien Himmel in der Ferne lag, hatten wir nach dreieinhalb Stunden Segeln wir das erste Ziel erreicht. Auch hier wieder der Blick vom Wasser aus auf die Häuser, die mit ihren Rundbögen terrassenförmig in den Berghängen liegen. Das Positano ebenfalls bei Touristen und Seglern beliebt ist, konnte man schnell an den Fähren und den vielen, an Moorings liegenden, Booten erkennen.

Das wir das Boot an einer Mooring festmachen, war klar. Doch wie kommen wir an Land? Eine Frage die sich sehr schnell aufgeklärt hat. Per Wassertaxi natürlich! Kurz nach dem Festmachen kam schon direkt ein Motorboot und hat uns angeboten, uns an Land zu bringen. Nach dem der Preis für den Shuttleservice geklärt war, wurden wir 10 Minuten später abgeholt und an der Kaimauer des Fährhafens abgesetzt.

Wieder tauchten wir ab in die Menge von Touristen, die sich durch die schmalen, engen Gassen kreuz und quer durch die Stadt bewegen. Nach leckeren Getränken unter den weißen Sonnenschirmen im Innenhof des Al Palazzo, ein bisschen Sightseeing und einem landestypischen Zitroneneis (serviert innerhalb einer ausgehöhlten Zitrone), wurden wir von unserem Shuttleboot wieder zum Schiff gebracht. Unter Motor ging es dann weiter nach Amalfi. Kurz bevor wir in Hafen ankamen, hat unserer Schwesterschiff, dass schon sicher im Hafen lag, vorgewarnt: Anlegen geht hier nur mit Einparkservice! Da wir nicht sicher waren, was uns erwartet, haben wir erst einmal ein paar Runden im Hafen gedreht.

Dann kann der „Hafenmeister“ unseres Anlegestegs mit seinem Dinghi und gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir uns von nun an nicht mehr rühren sollten und er das Boot „einparken“ wird. Und schon stand er am Steuerrad und fuhr das Boot rückwärts Richtung Steg. Kurze Zeit später war uns allen klar, warum es hier so läuft. Der Weg zum Liegeplatz war so eng, da auf der einen Seite Fischerboote und auf der anderen Seite größere Katamarane lagen, dass sich keiner von uns getraut hätte dort reinzufahren. Mit wenigen Zentimetern Platz an allen Seiten, wurde unser Boot dann in unsere Box manövriert und sofort sprangen zwei weitere Personen mit den Mooringleinen in den Händen an Board und fixierten das Boot. Zack. Fertig. Anlegt. (Hier findet Ihr ein Video vom Anlegen unseres Schwesterboots „Cecile“).

Nach dem Anleger ging es nun wieder ins Städtchen. Die Architektur in Amalfi war ein wenig „luftiger“ als in Positano. Auch hier liegen die Häuser in den Steilhägen und man bewegt sich durch die engen Gassen, kleinen Tunneln und Treppenstufen, aber man hat mehr Platz. Direkt gegenüber dem Dom und seiner imposanten Treppe konnten wir erneut das quirlige Treiben beobachten. Mit einem guten Abendessen und leckerem Wein ging wieder einmal ein sehr ereignisreicher und schöner Tag zu Ende.

Tag 7 (Do.) – Ziel Capri (Capri Marina – N 40°33’23“ – E 14°14’48“ – 17 sm)

Am Donnerstag haben wir etwas später abgelegt bzw. ablegen lassen. Vorher sind wir noch einmal in ins Zentrum von Amalfi geschlendert und haben auf der Terrasse der Pasticceria Pansa Amalfi unser Frühstück genossen. Inmitten des morgendlichen Treibens der Bewohner, der Schulkinder und der ersten Tagestouristen. Im Inneren der Pasticceria fühlte man sich direkt in ihr Gründungsjahr 1850 zurückversetzt. Das Interior, das adrett gekleidete Personal und die herrlichen Köstlichkeiten in der Auslage sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Schon am Abend zuvor hatten wir dort einen leckeren Limoncello genossen und ein oder auch zwei Küchlein genascht.

Zurück auf dem Boot wurde alles Klar-zum-Ablegen gemacht. Genau wie beim Anlegen, gaben wir unser Boot in die Hände des Hafenmeisters. Und wenn sich die Seilwinde auf dem Vorschiff eines Fischerbootes nicht in unserer Reling verhakt hätte, wären wir auch ohne italienische Flüche vom Steg weggekommen. Glücklicherweise konnten wir unser Boot schadenfrei vom Fischerboot lösen und kurze Zeit später, diesmal ohne Hafenmeister, die Segel setzen und Kurs Süd-West segeln.

Da wir am nächsten Tag die Boote wieder übergeben mussten, sind wir schon mal Richtung Heimathafen gesegelt. Leider war der Tag ein wenig ‚komisch‘. Die Häfen, in denen wir die letzte Nacht verbringen wollten, war allesamt belegt. Unsere Strategie, so wie wir es Jahre zuvor in Südfrankreich gemacht haben, einfach mit den Booten in den Hafen reinzufahren und zu hoffen, dass es Platz für uns gibt, haben wir uns hier nicht getraut anzuwenden.

Die Windvorhersage mit relativ viel Wind für die Nacht war auch nicht so optimal. So hatten wir uns entschlossen in einer geschützten Bucht an einer Boje festzumachen. Leider wurden wir direkt von einem Kajakfahrer darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns in einem Naturschutzgebiet befinden und man eine spezielle Lizenz benötigt, um in dieser Bucht festzumachen. Stimmt, da war doch was. Im Skipperbriefing hatte man uns die drei Schutzzonenregelung erklärt. Was nun? Nach intensiven Diskussionen innerhalb der Flottille über Smartphone und Funk, hatten wir uns dann entschlossen, nach Capri zurück zu segeln und dort auf den sicheren Hafen, statt auf eine unsichere Bucht, zu setzen.

Obwohl wir keine Reservierung hatten und die Marina auch nicht via Telefon zu erreichen war, haben wir uns dennoch auf den Weg gemacht. Im Hafen von Capri angekommen, teilte man uns mit, dass man noch nicht genau wüsste, ob sie noch Platz für drei Boote haben. So mussten wir ca. 2 Stunden lang vor dem Hafen unsere Kreise ziehen, bis man uns dann, natürlich nachdem die ganzen Superyachten angelegt hatten, in unsere Boxen lotste. So gegen 19:00 Uhr konnten wir dann endlich unseren Anleger einnehmen und einen schönen letzten Abend, diesmal an Board, verbringen.

Tag 8 (Fr.) – Ziel Procida (Porto Marina die Procida – N40°45.987′ E14°01.874′ – 25 sm)

Der letzte Tag war eines der Highlights des Törns. Da Procida nur ca. 16 sm entfernt lag, hatten wir uns überlegt, vor der Rückfahrt noch einmal um Capri herum zu segeln und uns dabei auch noch die vier Faraglioni anzusehen (Klugschnackerwissen: Das italienische Wort „Faraglione“ (Mehrzahl „Faraglioni“) leitet sich von dem griechischen „pharos“ (deutsch: Leuchtfeuer) her. In der Antike wurden exponierte Felsen häufig durch Feuer beleuchtet, um Seefahrern die Orientierung und Navigation zu erleichtern.). Die Faraglione di mezzo ist deshalb so schön, weil sich in dem Felsen ein Tunnel befindet. Leider waren unsere Boote zu groß um hindurch zu segeln.

Außerdem hatten wir beschlossen, diesmal vor Sonnenaufgang aufzubrechen und uns diesen auf dem Meer anzusehen. So wurden gegen 05:00 Uhr die Stirnlampen ausgesetzt und die Boote klar gemacht. Um 06:00 Uhr hatten wir den Hafen wieder verlassen (Ciao Capri!) und um 06:10 die Segel gesetzt, um direkt in die aufgehende Sonne zu fahren. Als kurze Zeit später die Sonne langsam den Horizont in die verschiedenen Orange und Rottöne färbte, sich die Silhouette des Festlandes in immer stärker werdendem Kontrast davor abzeichnete, der Wind in die Segel blies und sich die Morgenkälte immer mehr zurückzogen, schoss einem (also zumindest dem Autor dieser Zeilen) ein Gedanke durch den Kopf: Segel ist richtig, also so richtig schön!

Vorbei an den Steinformationen und der Felsküste Capris ging es dann auf Amwindkurs direkt rüber nach Procida. Vor der Marina di Corricella haben wir nach einem kleinen Zwischenstopp eingelegt, um danach kurz nach Mittag im Hafen das Boot wieder voll zu tanken und die obligatorische Übergabe zu erledigen. Da die Crews unterschiedliche Rückflüge gebucht hatten, mussten wir uns jetzt von einige Flottillenmitsegler:innen verabschieden. Wir sind dann mit der Fähre wieder ans Festland, diesmal aber direkt nach Neapel, gefahren, so dass wir dort noch eine Nacht im Hotel verbringen konnten, bevor es dann früh morgens wieder zurück gen Heimat ging.

Was isst man, wenn man als Deutscher in Neapel ist? Natürlich Pizza! Und ebenso selbstverständlich keine x-beliebige Pizza, sondern eine Pizza Neapoletana. (Klugschnakerwissen: Am 9. Februar 2005 wurde die Pizza Napoletana als Warenzeichen innerhalb der Europäischen Union eingetragen und die zugelassenen Zutaten festgelegt. Die Herstellung einer verace pizza napoletana artigianale (echten handgemachten neapolitanischen Pizza) als specialità tradizionale garantita (STG, garantiert traditionelle Spezialität) wird in der italienischen Norm UNI 10791:98 und der EU-Verordnung 97/2010 festgeschrieben.). Ob unsere Pizza wirklich den Normen entsprochen hat, wissen wir nicht. Sie war aber auf jeden Fall sehr lecker!

Tag 9 (Sa.) – Abreise

Die Abreise verlief fast reibungslos. Mit dem Taxi waren wir frühmorgens sehr schnell am Flughafen und Check-In sowie Securitycheck waren „relativ“ schnell erledigt. Auch in Neapel steht man derzeit ein wenig länger in der Schlange. Nur leider hatte dann der Flieger 90 Minuten Verspätung, so dass wir ein wenig länger auf das Boarding warten mussten. Dann ging es aber los und 2,5 Stunden später waren wir wieder im kalten Deutschland.

Arrivederci Napoli!

 

Fazit

Es war ein wirklich schöner Törn. Die gute Mischung aus Segeln, Entspannen und Sightseeing hat mir persönlich sehr gut gefallen. Die geplanten Seemeilen pro Tag ließ allen Crews die Flexibilität, selber zu entscheiden, welche Schwerpunkte sie an diesem Tag setzen wollten. Wer keine Lust auf einen Badestopp hatte, ist eben schon mal voraus in den nächsten Hafen gesegelt und hat mehr Zeit an Land verbracht. Mit dem Wetter hatten wir sehr viel Glück. In der Regel konnten wir ganz entspannt unter Segel fahren und die Sonne und das Meer genießen. Das Essen und Getränke sehr gut sein werden, war schon vorher klar. Ein kleiner Wermutstropfen (Klugschnackerwissen: Der Wermutstropfen trübt redensartlich einen schönen Augenblick und gibt ihm einen bitteren „Beigeschmack“. Im Geschmack liegt auch der Ursprung dieser Redewendung. Das Wermutkraut, auch bekannt als „Bitterer Beifuß“, hat eine hohe Konzentration an Bitterstoffen und wurde schon in der Antike als Heilpflanze verwendet. Fügt man einem süßen Getränk den Saft dieses Heilkrauts zu, auch wenn es noch so wenig ist, erhält dieses sofort einen bitteren Geschmack.) waren die vielen Tagestouristen auf Capri, Positano und Amalfi, sowie die hohen Liegegebühren in fast allen Häfen.

Alles in allem aber ein toller Törn und damit noch einmal einen unglaublich herzlichen Dank an Hans Rettberg, der sich wie immer perfekt um die Organisation vor und während des Törns gekümmert hat und als Skipper unsere Crew wunderbar geleitet hat. Vielen Dank auch an die anderen Skipper Heinz Bernsdorf und Ralf Poggemeier, die ebenfalls die Verantwortung für Boot und Crew übernommen haben und somit allen ein tolles Erlebnis ermöglicht haben.

Der Törnplanung für das nächste Jahr ist bereits in vollem Gange. Die Liparischen Inseln nördlich vor Sizilien wird das nächste Ziel sein. Auch dieser Törn wird bestimmt wieder das Seglerherz höherschlagen lassen.

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